Workshop 1: Einführung in die Schematherapie
Die Schematherapie nach Jeffrey Young wird als Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie zu der sogenannten dritten Welle in der Verhaltenstherapie gerechnet. Dieser integrative Ansatz verbindet dabei erlebnisaktivierende, übende und kognitive Techniken zu einem konsistenten therapeutischen Vorgehen. Davon profitieren gerade Patienten mit tiefgreifenden und komplexen Störungsbildern, bei denen sich Standardinterventionen oft als unzureichend erwiesen haben. Wesentliche Elemente der Therapie sind die Identifizierung und Bearbeitung der frühen maladaptiven Schemata des Patienten sowie der dazugehörigen (dysfunktionalen) Bewältigungsstrategien. Mit Hilfe des Modusmodells (nach Young, erweitert durch Arntz et al.) können die aktuell vorherrschenden Gesamtzustände beschrieben und behandelt werden. Die Basis der schematherapeutischen Behandlung ist eine differenzierte Gestaltung der therapeutischen Beziehung in der Form der begrenzten elterlichen Fürsorge („Limited Reparenting“). Dabei ist es wichtig für den Therapeuten, die eigenen Schemata zu kennenzulernen, um deren Folgen für den Therapieprozess einschätzen zu können.
Der Workshop soll den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, einen ersten Einblick in die theoretischen Grundlagen, die Diagnostik und die Beziehungsgestaltung im schematherapeutischen Setting zu bekommen und praktische Anwendungen der Schematherapie kennzulernen. Die schematherapeutische Fallkonzeptualisierung (mit Schwerpunkt auf dem Modusansatz) und Behandlungsplanung sollen skizziert und anhand von Demonstrationen, Übungen oder Videobeispielen und Übungen vorgestellt werden.
Workshop 2: Praxis der Schematherapie - Schwerpunkt Imagination und Arbeit mit der therapeutischen Beziehung
In der Schematherapie ist der Einsatz erlebnisaktivierender Techniken von grundlegender Bedeutung. Diese stellen neben der Betonung der Arbeit in der therapeutischen Beziehung eine der wesentlichen Erweiterungen der Schematherapie gegenüber den etablierten Interventionen innerhalb der Verhaltenstherapie dar und sollen im Curriculum erlernt werden. Nach einer kurzen Wiederholung der theoretischen Grundlagen und Konzeptualisierung mit dem schematherapeutischen Modusmodell sollen die Besonderheiten der Beziehungsgestaltung im Sinne der begrenzten elterlichen Fürsorge mit der Balance von Wertschätzung und Unterstützung einerseits und empathischer Konfrontation andererseits dargestellt und eingeübt werden. Des weiteren soll das Training in der Anwendung spezifischer schematherapeutischer Techniken, insbesondere dem "Imagery Rescriping" anhand von Demonstrationen, Videobeispielen und Übungen in Kleingruppen im Mittelpunkt des Workshops stehen.
Workshop 3: Modusmodell und innere Dialoge - Schwerpunkt Stuhlarbeit
Das Modusmodell der Schematherapie findet seine Anwendung insbesondere in der Behandlung von schweren Persönlichkeitsstörungen wie der Borderline- oder auch der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, jedoch zunehmend auch in anderen Bereichen. Ein Modus ist nach Young eine Gruppe von Schemata und Schemaoperationen, die in einem Menschen in einem bestimmten Moment aktiv sind. Damit werden alle relevanten Erlebens- und Verhaltensmuster abgedeckt. Schematherapeutische Modi kennzeichnen demnach momentane Erlebnis- oder Gesamtzustände, zwischen denen ein Patient sehr rasch wechseln kann. Die Kenntnis dieser schnellen Umschwünge macht Prozesse in der Therapie besser verstehbar. In der Behandlung lernen die Patienten ihre Modi zu erkennen und ihre Konflikte durch innere Dialoge aus der Perspektive des „gesunden Erwachsenen“ zu lösen. Zentrale therapeutische Techniken sind dabei die Arbeit mit verschiedenen Stühlen, die Imaginationsarbeit sowie ergänzend kognitive und übende Verfahren. Dabei übernimmt der Therapeut eine aktiv fördernde Rolle im Sinne einer „begrenzten elterlichen Fürsorge“. Nach einer kurzen Wiederholung der verschiedenen Modi und dem Ablauf einer schematherapeutischen Modusarbeit soll die therapeutische Arbeit mit den Modi anhand von Demonstrationen, Videobeispielen (ggf. auch in englischer Sprache) und Übungen (in Kleingruppen) trainiert werden. Dabei wird der Schwerpunkt auf der schematherapeutischen Stuhlarbeit liegen.
Workshop 4: Fallkonzeptualisierung. Behandlungsplanung und Anwendung des Schemamodusmodells
Aufbauend auf den vorherigen Workshops zur Schematherapie sollen die schematherapeutischen Kenntnisse und Fertigkeiten anhand aktueller Fälle der Teilnehme angewendet und vertieft werden. Exemplarisch sollen, zunächst im Plenum, anschließend in der Kleingruppenarbeit, schematherapeutische Fallkonzeptualisierungen erstellt und passende Behandlungskonzepte erarbeitet werden. Dabei wird der Schwerpunkt gelegt auf Patienten mit schwierigen Persönlichkeitsstörungen und/oder ausgeprägter Komorbidität und in erster Linie das Moduskonzept eingesetzt. Der Behandlungsprozess laufender Fälle soll gemeinsam reflektiert und hinsichtlich eventueller Probleme insbesondere bei der Anwendung der spezifischen schematherapeutischen Techniken diskutiert werden. Von besonderem Interesse sind das Interaktionsverhalten und die Arbeit innerhalb der therapeutischen Beziehung. Zudem soll das schematherapeutische Vorgehen anhand von Videobeispielen und Demonstrationen verdeutlicht sowie in der Kleingruppenarbeit weiter vertieft werden.
Literaturempfehlungen zum Grundlagencurriculum:
Überblick:
Zens, C. & Jacob, G. (2016). Schematherapie - ein Überblick. © PTA 4/2016.
Zens, C. & Jacob, G. (2013). Schematherapie bei Persönlichkeitsstörungen - Das Moduskonzept. © DNP- Der Neurologe und Psychiater; 14 (1).
Jacob, G. & A., Arntz, A. (2011). Schematherapie. Psychotherapeut, 3, 247-258.
Basis-Literatur:
Jacob, G. & Arntz, A. (2016). Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz..
Zens, C. & Jacob, G. (2014). Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz.
Jacob, G. & Seebauer, L. (Hrsg.) (2013). Fallbuch Schematherapie. Weinheim: Beltz.
Young, J.E., Klosko, J.S. & Weishaar, M.E. (2008). Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Zens, C. & Seebauer, L. (2019). Imagination in der Schematherapie. © V&V, Pabst.
Roediger, E. (3. Auflage 2016). Praxis der Schematherapie. Stuttgart: Schattauer.
Materialien und Selbsthilfeliteratur:
Zens, C. & Jacob, G. (2015). Poster Schematherapie - Das Modusmodell auf einen Blick. Weinheim: Beltz.
Zens, C. & Jacob, G. (2015) unter Mitarbeit von Vivian Rahn, V. & Bastian Willenborg - Lehr-DVD zu schwierigen Situationen in der Schematherapie
Jacob, G. & Seebauer, L. (2013) unter Mitarbeit von Eva Faßbinder und Christine Zens. Lehr-DVD zur Schematherapie.
Jacob, G., van Genderen, H., Seebauer, L. (2011). Andere Wege gehen. Weinheim: Beltz.
Fassbinder, E., Schweiger, U., Jacob, G. (2016). Therapietools Schematherapie. Weinheim: Beltz
Young, J.E., Klosko, J.S. (2006). Sein Leben neu erfinden. Paderborn: Junfermann.
Brüderl, L, Riesen, I. & Zens, C. (2015). Therapietools Selbsterfahrung. Weinheim: Beltz.
Zens, C. & Jacob, G. (2015): Schematherapeutischen Supervision. © PID 1/2015